Fakten, Daten Meilensteine

Anzahl von Honorarärzten

Die genaue Zahl der Honorarärzte in Deutschland ist unbekannt. Es gibt lediglich Schätzungen und Hochrechnungen. Die Angaben schwanken zwischen 1500 bis 6000 Ärzten, wobei nicht zwischen einer Haupt- oder Nebentätigkeit unterschieden wird und der Begriff „Honorararzt“ uneinheitlich definiert ist.

Datenbasis

Die erste größere Studie (Online-Umfrage) zu Honorarärzten stammt vom Bundesverband der Honorarärzte, Berlin (BV-H e.V.) in Zusammenarbeit mit einem med. Doktoranden der Universität Homburg-Saar  und basiert auf Daten aus den Jahren 2009 / 2010. Eine weitere seriöse Datenbasis lieferte die Umfrage des BDC (2010) . Weitere größere Studien oder systematische Erfassungen existieren bis heute (2016) nicht. Der BV-H e.V. führt unter seinen Mitgliedern eine jährliche Befragung durch, deren Zusammenfassung intern veröffentlicht wird und auf Anfrage ausgegeben wird.

Literatur

Dr. N. Schäfer gibt 2010 das erste Buch in Deutschland zum Thema heraus: „Honorararzt - Flexibilität und Freiberuflichkeit“; in der Reihe: Erfolgskonzepte Praxis- & Krankenhaus-Management (SPRINGER) . 2011 setzte sich die Bundesärztekammer und die KBV erstmals mit dem Honorararzt auseinander und veröffentlichte das Positionspapier„Honorarärztliche Tätigkeit in Deutschland“ . 

Definition

Die Bundesärztekammer definiert im Jahr 2011: Honorarärzte sind Fachärztinnen und Fachärzte, die in medizinischen Einrichtungen zeitlich befristet freiberuflich auf Honorarbasis tätig sind. Der BV-H e.V. erweitert die Definition 2012 um den Honorarvertretungsarzt, den Honorarkooperationsarzt, den Honorarkonsiliararzt und den Honorarbelegarzt als eigenständige Form der honorarärztlichen Tätigkeit. Der Terminus "zeitlich befristet" sollte daher in der Definition aus dem Jahr 2011 nicht mehr verwendet werden.

Einsatz von Honorarärzten in Kliniken

Das DKI veröffentlicht im Oktober 2013  aktuelle Daten zum Einsatz von Honorarärzten in deutschen Krankenhäusern. Demnach haben zwei von drei Krankenhäusern (66%) im Jahr 2012 Honorarärzte beschäftigt. Gegenüber 2010 (mit 71% der Krankenhäuser) hat der Einsatz von Honorarärzten im Krankenhaus leicht abgenommen. Die Beschäftigung von Honorarärzten entsprach damit einem Stellenäquivalent von durchschnittlich 2,4 ärztlichen Vollkräften pro Krankenhaus, entsprechend rund 2.200 ärztlichen Vollkräften bundesweit.

Soziodemographische Daten

Die gerundeten und gemittelten Angaben stammen aus der Dissertation unter Anregung des BV-H e.V. aus 2009 / 2010 und dreier Befragungen der Mitglieder des BV-H e.V. aus den Jahren 2012 (1) und 2013 (2). Geschlechterverteilung: Honorarärzte / Honorarärztinnen = 70% / 30%; Mittleres Alter = 49 Jahre; Familiensituation = Verh. 70%, alleinstehend 30%. 60% haben noch finanziell von ihnen abhängige Kinder. Für 2016 ergeben sich keine wesentlichen Veränderungen (w = 26% : m = 74%). Mittleres Alter = 49 Jahre. 97% mit abgeschlossener Weiterbildung.

Angaben zu den Qualifikationen und Fachgebieten

Abgeschlossene Weiterbildung (Fachärzte) = 95%; 

Tabelle der wesentlichen Fachgebiete (2010 bis 2016): 

Fachgebiet 2010 2013 2016
Anästhesie 38% 54% 46%
Allg.Med. / Innere 20% 22% 22%
Chirurg. / operative 10% 9% 13%
Gyn. / Geburtshilfe 9% 3% 4%
Psychiatrie / Neurologie 1% 5% 6%
Radiologie 5% 5% 7%

 

 

 

 

 

 

 

Berufliche Biographie

Tätigkeit vor Wechsel zum Honorararzt (Im Mittel 14 Berufsjahre als Facharzt tätig); Klinik= 76%, Praxis = 20%

Hauptberuflich / Nebenberuflich - Einsatzgebiete als Honorararzt

Verhältnis hauptberuflich / nebenberuflich = 50% / 50%

Einsatzgebiete (hauptberuflich): Krankenhaus = 76%, Praxisvertretungen = 20%

Einsatzgebiete (nebenberuflich): Krankenhaus = 46%, Notarzt = 32% 

Verdienst
(Mittelwert, vor Steuern und Abzug der Betriebskosten über alle Fachgebiete)

Jahr / Klinikvertretungen (MW) / Notarztdienste (MW)

2010 / 70 Euro / Stunde 30 Euro / Stunde

2013 / 79 Euro / Stunde 31 Euro / Stunde

2016 / 82 Euro / Stunde 37 Euro / Stunde

Vergütungen nach Dienstarten (Klinik)

Jahr / BD (aktiv) / BD (Ruhe) / RD (Ruhe) / RD (aktiv)

2016 / 80 Euro / 70 Euro / 36 Euro / 90 Euro (/h)

Motivation und Zufriedenheit

Hauptmotivation zur Aufnahme der honorarärztlichen Tätigkeit = „Unzufriedenheit mit den derzeitigen Strukturen im Gesundheitswesen“. Maßgebliche Gründe für eine höhere Zufriedenheit im Vergleich zur vorangehenden Berufstätigkeit (Schulnote „2“) sind: Die autonome Zeitgestaltung (47%), Gefühl von Unabhängigkeit (39%), Höhere Wertschätzung (15%), Abwechslung im Berufsalltag (16%), Entlastung von administrativen Aufgaben (14%), Besser Vereinbarkeit mit Familie und Beruf (10%). Hauptfokus „Zuverdienst“ (4%).  

Aktuelle Probleme (2016)

  • Hauptproblem Scheinselbständigkeitsdebatte (46%)
  • Meldebedingungen Ärztekammern (17%)
  • Rückläufige Auftragslage (13%)
  • Neiddebatte über Vergütung (10%)
  • Schlechtes Ansehen in Öffentlichkeit oder Kollegenkreis (7%)

Alternativen und Strategien bei Verunmöglichen der Tätigkeit

Leiharbeit: (Ablehnung 60% /  Sehr gut bis evtl. vorstellbar 19% / Unsicher 7%)

  • Kurzzeitangestelltenverhält.: (Ablehnung 50% / Sehr gut bis evtl. vorstellbar 23% / Unsicher 13%)
  • Zusammenschluss zu Kooperationen (GmbH, Genossenschaft): 17%
  • KV-Niederlassung anstrebend: 10%
  • So weitermachen: 72%
  • Abwartend: 15%
  • Professionalisierung: 17%
  • Zurück ins Angestelltenverhältnis: 4%,
  • Abwanderung ins Ausland: 6%,
  • Ausstieg aus Medizin: 4%

Dr. med. Nicolai Schäfer - 2014, Update 2016

Bundesverband der Honorarärzte (BV-H e.V.)
Flemmingstr. 9
12163 Berlin
Tel: 030 - 70096329
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