BV-H e.V. wendet sich gegen einen Einsatz von Honorarärzten als "Streikbrecher"
Der Bundesverband der Honorarärzte e.V. stellt sich ausdrücklich hinter alle ärztliche Kolleginnen und Kollegen, sowie dem gesamten medizinischen Personal, das sich für bessere Arbeitsbedingungen und Konditionen im Gesundheitswesen einsetzt. Deshalb unterstützt der Bundesverband der Honorarärzte e.V. ausdrücklich die Bemühungen der Kolleginnen und Kollegen,
die derzeit an den DRK-Kliniken in Berlin in den Arbeitskampf eingetreten sind und sich für einen Streik entschieden haben. Wir stellen uns entschieden gegen alle Honorarärzte, die sich bereit erklären, in solch einer Situation den streikenden Kolleginnen und Kollegen in den Rücken zu fallen und sich als "Streikbrecher" von den Kliniken anheuern lassen. Ein solches, rein am persönlichen Profit orientiertes Handeln, ist in großem Maße unsolidarisch und wird von uns daher scharf verurteilt.
Der Bundesverband der Honorarärzte e.V wurde 2008 in Berlin gegründet, um sich für die Interessen von freiberuflich tätigen Ärzten in Deutschland einzusetzen. Eine zunehmende Anzahl von Ärzten findet im Weg der Freiberuflichkeit eine Alternative zu den klassischen ärztlichen Tätigkeitsformen des Arztes in Kliniken oder Praxen. Ein gewichtiges Motiv für die Entscheidung von Ärzten für eine honorarärztliche Existenz, scheint dabei die Unzufriedenheit mit den derzeit gegebenen Strukturen und Konditionen im deutschen Gesundheitswesen zu sein. Kliniken setzen Honorarärzte in einer zunehmenden Anzahl ein, um Personalengpässe zu überbrücken bzw. klinische Kernbereiche in den Zeiten des Facharztmangels weiter betreiben zu können. Honorarärzte sind außerdem im Bereich der Notfallmedizin tätig und finden sich v.a. dort, wo aufgrund von Strukturproblemen oder Standortnachteilen die Akquirierung von medizinischen Experten problematisch ist.
Der Einsatz von Honorarärzten in Deutschland trägt derzeit dazu bei, dass die Versorgung der Bevölkerung mit qualifizierten Ärzten gewährleistet bleibt, auch wenn kurz- oder mittelfristig Arztstellen nicht mit geeignetem Personal besetzt werden können. Dies ist unserer Meinung nach ein sinnvolles Einsatzgebiet für freiberuflich tätige Honorarärzte. Honorarärzte können jedoch langfristig kein Ersatz für ein funktionierendes und gut aufeinander abgestimmtes Ärzteteam im Bereich einer Klinik oder anderen Gesundheitseinrichtung sein. Eine qualifizierte klinische Betreuung von Patienten setzt ein hohes Maß an Kontinuität und Teamwork voraus, dass durch den Einsatz von Honorarärzten unterstützt- aber keinesfalls völlig ersetzt werden kann.
Wir wünschen hiermit den streikenden Kollegen an den DRK-Kliniken in Berlin, das ihr Einsatz und ihr Kampf für bessere Arbeitsbedingungen erfolgreich ist und möchten uns ausdrücklich solidarisch mit ihnen erklären.
Der Vorstand des BV-H e.V. - 23.10.2010